Die Suche im Niedersorbischen Textkorpus, also Digitalisaten etwa des Bramborski Casnik oder von alten Gemeindeblättern, förderte heute Kurioses über meine Vorfahren zutage.
Zu meinem Ur-Uropa, auch ein Martin, der allerdings in Ströbitz lebte, gibt es gleich vier Einträge, der erste im Gemeindeblatt Woßadnik Nr. 10, Oktober 1906:
Gestorben sind uns: In Ströbitz. 18.9. Ehefrau des Häuslers Martin Ballaschk, Anna, geborene Hallmann, 42 Jahre alt. [Sie] hatte schweres Leid zu tragen, aber konnte viel Liebe von den Ihren erfahren.
Samŕeli nam ßu: w Strobizach […]; † 18. 9. manźelſka žona wjažkaŕa Ḿertyn Balaẜchka, Anna, roź. Hallmannojz 42 l. ſt., 21/2 lěta mějaẜcho ſchěžke ſcherṕeńe ńaſcź, we kotaremž pak možaẜcho ẃele luboſcźi wot tych ßwojich naſgoniſch.
Weiter geht es mit einer Trauung im Jahr darauf. Offenbar hat Martin eine neue Anna geheiratet, nachdem ihm seine alte gestorben war (Woßadnik, 1907):
Trauungen. […] Witwer Martin Ballaschk, Häusler aus Ströbitz mit Anna Gollasch aus Brahmow.
Zerkwine poẃeſcźi ſ Choſchebuſkeje woßady. […] Wěrowańa: […] hudojz Ḿertyn Balaẜchk, wjažkaŕ w Strobizach ſ Anu Golaẜchojz ſ Bramy.
Dann aber im Mai 1909 verstarb er im Alter von erst 42 Jahren (Woßadnik, Nr. 6a, Juni 1909):
Samŕeli ßu: […] Strobizach 10. maj rolnik Martin Ballaſchk, 42 lět ſt.
Was es damit auf sich hat, ist auch öffentlich. Wie sich im Casnik nachlesen lässt, war ihm ein böses Ende beschieden (Bramborſki Zaßnik. No. 20. Stwortk, 20. maja 1909.:
Aus Ströbitz. Der hiesige Bauer Ballaschk hatte vor einigen Wochen ein junges Pferd einem Bauern bei Frankfurt verkauft. Der Käufer hat gleich noch ein gleiches solches Fohlen erspäht und gekauft und schrieb nun dem Ballaschk, dass er kommen solle und sich das schöne Gespann ansehen. Dieser verreiste, war begeistert und alles war gut. Bevor er abfuhr, wollte er seinem Pferd, welches er aufgezogen hatte, Lebewohl sagen und ging in den Stall. Dort trat ihm ein Pferd in den Bauch, sodass er sofort große Schmerzen hatte, also begab er sich heimwärts. In der Eisenbahn verstarb er! Morgens fröhlich, abends tot!
Se Strobiz. Bur Ballaẜchk tudy bėẜcho pſched nėkotarymi tyźeńami młodego końa pſchedał jadnomu buroju pla Frankforda. Ten kupowaŕ bėẜcho hyẜchcźi jadnog rowno takego žŕebza hußleźił a kupił a pißaẜcho nėto Ballaẜchkoju, až dej pſchiſch a ßeb́e ten rėdny pſcheg hoglėdaſch. Won drogowaẜcho, bu deŕe goŕejwſety a ẜcho bėẜcho deŕe. Nėžli wotejźe, kſcheẜcho ßwojomu konikoju božeḿe groniſch, kotregož bėẜcho wotkubłał, a źeẜcho do groźe. Tam kopnu jomu jaden koń do bŕucha, až won ned ẃeliku bol mėjaẜcho, weto huda ße domoj. We ſeleſnizy won humŕe! Žajtẜcha wjaßoły, wjazor ńabogi!
Die zweite Geschichte ist etwas lustiger und geht weiter in die Vergangenheit zurück auf einen Nebenzweig der Familie aus Leuthen oder Wüstenhain, so ganz habe ich das nicht verstanden. Teil 1 im Bramborſki Zaßnik. No. 48. Stwortk, 2. dezembra. 1886.:
Aus Wüstenhain. Vergangenen Samstag war in Calau Markt. Zwei Leuthener haben dort eine Kuh gekauft für 38 Taler. Angetrunken gingen sie auf den Markt, immer noch angetrunken kamen beide zurück nach Wüstenhain, banden die elende, hungrige und durchgefrorene Kuh draußen an und gingen in die Kneipe sich kräftigen. Augenblicklich wurde draußen die Kuh gestohlen! Das schlimmste ist, dass sie beide nicht wissen, welches Fell sie hatte. Sonntags gingen sie beide suchen und das von einer Kneipe zur nächsten, aber den Teufel fanden sie nicht. Von dem gekauft wurde, der weiß auch nichts; nur, dass es von hier drei Stunden nach Calau ist. (Wahrscheinlich hat der Verkäufer gesehen, wie beiden die Tasche pfeift, ist hinter ihnen hergegangen und hat die Färse selbst genommen.)
S Huẜchtańa. Sachadnu ßobotu béẜcho Kalaẃe mark. Dwa Lutolańaŕa béẜchtej tam krowu kupiłej ſa 38 tol. Połternej béẜchtej na mark ẜchłej, hyẜchcźi połterńej pſchiźeẜchtej wjazor ßlédk do Huẜchtańa, pſchiẃeſaẜchtej bogu, głodnu a pſchemarſńonu krowku wenze a źéẜchtej do kjarzmy ße mozowat. Tuchylu bu wenze krowa hukẜchadńona! To gorẜche jo, až ńewétej, kaki kožuch jo méła. Ńeźelu źéẜchtej ju pytat a to wot jadneje kjarzmy do drugeje, ale tu chuźinku ńenamakaẜchtej. Wot kog jo kupjona, tek ńewétej; jano to wétej, až tſchi ẜchtundy ſa Kalawom jo how. (Nejſkeŕej jo ten pſchedawaŕ wiźeł, kak tej taẜchka ẜchwizytej, jo ſa nima ẜcheł a tu blaßawu ßobu wſeł.)
Das Ganze nimmt ein entschieden gutes Ende (Bramborſki Zaßnik 1886, 1886):
Aus Leuthen. Die Kuh, welche die beiden hiesigen Häuslern in Wüstenhain samstags einbüßten, hat sich eine dreiviertel Stunde hinter Calau angefunden. Eine Tochter sah sie morgens vor dem Hof stehen und erbarmte sich ihrer. Weil der Käufer dieser Kuh, unser Fr. Ballaschk, am Sonntag bei den Gendarmen in Calau war und den Verlust zu wissen gab, bekam er am Dienstag schon sein Kühlein zurück. – Ob man sich ein anderes Mal den Schnaps besser abschlagen wird?
S Lutola. Ta krowa, kotruž tej budkaŕa wot tudy we Huẜchtajńe ßobotu tyźeń ſtej tẜchułej, jo ße tſchiḃertyl ẜchtundy ſa Kalawom namakała. Jadna źowka hupyta ju žajtẜcha pſched dworom ſtojezy a ſmili ße nad ńeju. Dokulž ten kupowaŕ teje krowy, naẜch Fr. Balaẜchk, ńeźelu pla ẜchandarmow we Kalaẃe béẜcho to ſguḃeńe k wéſcźi dał, ga krydnu juž wałtora ßwoju krowku ßlédk. - Léz ße drugi ras tog paleńza buźo leṕej hobijaſch?
Nicht immer konnten sich die Vorfahren auf die Unterstützung durch die Gesetzeshüter verlassen, wie der Bramborski ßerski zaßnik vom 9. November 1876 zu berichten weiß:
Aus unserer Umgebung. Königliches Landgericht in Cottbus, Versammlung am 31. Oktober des Jahres. 1.) Schneider Ballaschk aus Ströbitz kriegt wegen Übertretung des Häusermaßes drei Tage Gefängnis oder 15 Mk. [Straf-]Zahlung. […]
Snaẜcheje hokołnoſcżi. Kralojſke krajne ßudnikſtwo w Choſchebuſu, gromada na 31. Okt. lėt. 1) ẜchlodaṙ Balaẜchk ſe Strobitz krydnu dla pſcheſtuṗeṅa tog domazneg mėra 3 dny popajżeṅſtwo abo 15 mk. ſapłaſcheṅa. […]