Update 3: Nachlese hier.
Update 2: Wie Frau Meike in ihrem Blogpost beschreibt, handelt es sich bei dem kranken Schwein in Wirklichkeit um eine misslungene Werbekampagne der Deutschen Krebshilfe gegen übermäßigen Sonnen- und Solariumskonsum: "Rosi hat Schwein gehabt". Bei der Aktion war die Werbeagentur Jung von Matt mit dem fragwürdigen Konzept, das offenbar die Konsultation von Fachleuten ausschloss, und auch Nilz Bokelberg als eine Art gewollt-und-nicht-gekonnter social-media-Multiplikator beteiligt. Die ganze Aktion hat erst nach der Aufklärung bei sternTV an etwas an Fahrt gewonnen, und Sascha Lobo nannte es das misslungenste Viral des Jahres. Man muss sich nur anschauen, wie wenig Leute eigentlich darüber diskutierten und wie viele Suchtreffer die Suche nach der IP ergab (mehr dazu oben in Update 3). Es gab nie einen echten Hype, und viele Tage war diese Seite hier der einzige Google-Suchtreffer. Alles in allem ist die ganze Geschichte ziemlich geschmacklos, dazu handwerklich schlecht gemacht und komplett gegen den Baum gefahren, denn niemand hat sich um den Hautkrebs geschert, alle wollten nur wissen, was man da dem Schwein antut. Einige vermuteten einfach Tierquäler hinter der Aktion. Was für eine wirklich jämerliche Geschichte.
Update: da die Site nun seit Tagen offline ist, hab ich unten noch ein paar Bilder aus den Videos eingepflegt, damit man als Leser in etwa weiß, worum es geht. Bis auf Tag 7 habe ich alle Daten lokal abgespeichert.
Entweder läuft unter http://46.245.180.132/ (inzwischen offline) eine geschmacklose Inszenierung eines Tierversuchs, oder es sind Amateure am Werk. Vielleicht sogar beides.
{decoding="async" style="margin-left: auto;margin-right: auto" width="440" height="373" border="0"}
{.lazyload decoding="async" style="margin-left: auto;margin-right: auto" width="440" height="373" border="0" data-src="https://scilogs.spektrum.de/wblogs/gallery/52/Screen_Shot_2012-09-05_at_15.27.28.png"}
Primitivstes Layout: Links die Navigation zu den einzelnen Versuchstagen", rechts oben eine Tabelle mit den Daten, darunter Fotos und Videos.
Auf der oben genannten Seite ohne Namen wird ein vorgeblicher Tierversuch dokumentiert, bei dem ein einzelnes Schwein in einem extrem geräumigen und mit IKEA-Möbeln vollgestellten Labor mit einer vorgeblichen UV-Lampe (308 nm Wellenlänge) bestrahlt wird. Es soll offensichtlich der Eindruck erweckt werden, dass hier ein internes Versuchs-Dokumentationssystem "aus Versehen" für die Öffentlichkeit geöffnet wurde. Die Website selbst trägt als Titel "KEU/UDLWH 54154/5/054".
Das alles wirkt äußerst unecht, bis vielleicht auf die Fotos und Videos des Tieres. Bilder emotionalisieren ja schnell, und lassen einen deshalb vielleicht schneller über die Fehler der Inszenierung hinwegsehen. Meine Vermutung ist, dass das ein dummes Viral" ist, was die Leute aufwühlen soll.
Der \@Nilzenburger hat das bereits vor ein paar Tagen verbloggt und die Echtheit angezweifelt. Auf Initiative von \@fatmike182 haben eine Reihe von Interessierten auf einem Piratepad Indizien für einen Fake zusammengetragen. Ich hab die mal hier unten geordnet.
Die Website
Wer dokumentiert seine Versuche so öffentlich? Oder sollte das ein Versehen sein?
{
Die Dokumentation" passt auf die Rückseite eines Bierdeckels
Das Setting
Vieles weist darauf hin, dass es sich hier nicht um ein echtes Labor handelt.
Das große Labor mit Snille & Pax (IKEA-Möbel). Die Lampe ist noch nicht angeschaltet.
Der Trockenständer und ein paar Chemikalien auf dem Schreibtisch
Der innenbeleuchtete Chemikalienschrank, sieht alles ganz gruselig aus ...
Der Versuch
Egal, ob es ein Hoax ist, oder ein echter Versuch: Mit den Ergebnissen kann man mit Sicherheit nichts vernünftiges anfangen.
"Start der Versuchsreihe 13 mit Objekt 1243" auffallend junger Forscher mit auffallend sauberem Kittel, der auffallend wenig Informationen in auffallend todernster Stimme unnötigerweise in die Kamera spricht. Links im Bild sieht man Eppendorf-Pipetten im Wert von locker 1000 EUR.
Fieber messen: Gut, dass das Knie des Schauspielers im Weg ist, damit man dem Schwein nicht wirklich am Anus herumfummeln muss.
"Schaut alle her, ich mache eine Notiz!!"
"Schaut her, wie schlampig wir arbeiten!"
Die Website ist bei der Münchner Firma MIVITEC gehostet, das heißt, dort liegen die Dateien auf einem Server rum. Die \@terrorzicke hat soeben (05.09.12, 15:20) über das Piratenpad bekannt gegeben, dass sie die Münchner Polizei kontaktiert hat, die nun wiederum an den Hoster herantreten will. (Nachtrag: Noch am selben Abend hat sich die Website verabschiedet, also zwei Tage nach dem Bekanntwerden der Aktion durch Nils Bokelberg.)
Angesichts der Bilder kann einem schon anders werden, aber wenn man ein talentierter Maskenbildner ist, kriegt man auch solche "Wunden" hin, denke ich. Weitere Infos können gerne in die Kommentare gepostet werden. Der Twitter-Hashtag zum Thema lautet übrigens #krankesSchwein.